Wissen ist Macht |
Montag, 21 Mai 2007 | |
von Thomas Müller ... und die ist schnell vergänglich wenn man sein Wissen nicht ständig am Laufenden hält und keinen Zugang zum Wissen hat. Eine kurze Reflexion über unsere neue Wissensgesellschaft, die gar nicht so neu ist. Kaum hätte man es bemerkt, doch unsere Gesellschaft hat sich von der sogenannten Informations- zur Wissensgesellschaft gewandelt. War erstere noch mehr im technizistischen Sinne zu verstehen, so steht nun der Mensch und seine Fähigkeit Wissen zu produzieren und dieses effektiv und intelligent zu nutzen im Vordergrund. Diese Fähigkeit muss dabei den sich rasant ändernden Rahmenbedingungen ständig angepasst werden, sprich man muss Dinge immer wieder neu und Neues immer wieder dazulernen. Lebenslang lernen Was zunächst wie ein niederschmetternder Urteilspruch klingt, ist der Leitspruch der neuen Wissensgesellschaft. Wer ständig dazulernt hat im Job die besseren Karten und steigert den eigenen Wert, die berüchtigte Ich-Aktie. Diese Tatsache ist dabei ebenso wenig neu wie es wahr ist was zunächst durch diesen Leitspruch suggeriert wird, nämlich, dass es „früher" anders war. Im allgemeinen Sinn gab es lebenslanges Lernen schon immer, ist doch gerade das Lernen eine grundlegende Verhaltensweise des Menschen, sozusagen die Lieblingsbeschäftigung unseres Hirns. Hinter der offenkundigen Banalität des „Lebenslanges Lernens" steht jedoch noch etwas anderes, und zwar die Zielsetzung des Lernens: es soll beabsichtigt und zielorientiert sein. Dh es soll möglichst genau jenes Wissen erworben werden, das gerade am (Arbeits)Markt nachgefragt wird bzw modern ausgedrückt just-in-time abrufbar sein. Dieser Tendenz wird etwa durch Fachhochschulen Rechnung getragen, aber auch im Bereich der universitären Ausbildung etwa durch die Tatsache, dass umfangreiche wissenschaftliche Werke genau auf den Prüfer zugeschnittenen Skripten mehr und mehr weichen müssen. Wer dann allerdings das Falsche lernt, der fällt wieder auf den Start des „Lebenslang-Lernens-Monopolys" zurück. Wissen als Ware Dass mit der Vermittlung des nun so begehrten Wissens viel Geld zu machen ist, ist auch nicht neu. Neu und ebenso beängstigend ist die zunehmende Wahrnehmung von Wissen als Ware. Die Bildung als wichtiger Bereich der Wissensvermittlung steht an etwa im Rahmen des GATS (General Agreement on Trade in Services) gänzlich dem freien Markt und somit der Wahrnehmung als Handelsware geöffnet zu werden. Auch hierzulande verstärkte die Einführung der Studiengebühren jene Wahrnehmung für eine gewisse Leistung, die der Wissensvermittlung, und damit für eine „Ware" zu bezahlen. Längst ist Bildung nicht mehr idealistisch besetzt, der „gebildete Mensch" muss mehr und mehr dem Spezialisten weichen. Die Ware Wissen unterliegt dann den Mechanismen des Marktes, Angebot und Nachfrage bestimmen Preis und Verfügbarkeit. Wissen, das nicht mehr gebraucht wird hat keine Chance auf diesem Markt zu überleben und gerät in Vergessenheit. Nicht ohne Grund stehen derzeit die sogenannten „Orchideenfächer", deren „Rendite" nicht offenkundig erkennbar ist, im Mittelpunkt der Bildungsdiskussion, denn vorzüglich deren Abschaffung soll Finanzmittel für marktangepasste Bildung frei setzen. Zugang zum Wissen Wenn Wissen Macht ist, dann hat der Macht der den Zugang zur Information hat. Das weit wichtigste Medium dazu ist das Internet, das einen großen Teil des gespeicherten Wissens der Menschheit abrufbar enthält. Dementsprechend vielfältig sind die Bemühungen dieses zu kontrollieren, das gespeicherte Wissen in Bahnen zu lenken und nur jenen zur Verfügung zu stellen, die auch ein „Eintrittsgeld" - ebenso wie für die Universitäten und andere Bildungseinrichtungen - bezahlen können. Wer das nicht kann, bleibt von der Wohlstandsgesellschaft ausgeschlossen. Zugang und Preis sind demnach die Faktoren die das Wissen bestimmen und formen. Nur wer beide Faktoren erfüllt, kann der Forderung nach „Lebenslangem Lernen" entsprechen. Wer ausgeschlossen bleibt, und das trifft auf einen großen Teil der Menschheit zu, kann dementsprechend auch nichts beitragen. Selektive Kontrolle und Beschränkung des Zuganges führen zur Einseitigkeit und Verlust von Wissen. Eine Wissensgesellschaft, will sie sich denn als solche bezeichnen, sollte dementsprechend darauf bedacht sein, möglichst viele Menschen in einen möglichst freien Wissenstransfer einzubinden, somit Zugangsbeschränkungen und Preis niedrig zu halten.
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Last Updated ( Montag, 15 Oktober 2007 ) |